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Antworten auf Beziehungsfragen
Corona
Seit Beginn der Corona – Pandemie haben mein Mann und ich Homeoffice und zusätzlich reduzierte Arbeitsstunden. Vorher hatten wir beide oft Überstunden und sind zudem gependelt. Das heißt, wir haben uns in der Vergangenheit unter der Woche erst Spätabends gesehen und sind es gar nicht gewöhnt, dauernd gemeinsam in unserer 3 Zimmer-Wohnung zu sitzen. Wir gehen uns immer mehr auf die Nerven und wissen oft nichts mit der gemeinsamen Zeit anzufangen. Manchmal habe ich Angst, dass unsere Beziehung Corona nicht übersteht. Wie können wir das verhindern?
Isa L. (41)
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Corona stellt selbst nach dem Lockdown immer noch eine große Herausforderung für Beziehungen dar, sei es durch finanzielle Sorgen, Zukunftsängste oder wie in Ihrem Fall, durch ständiges Aufeinandersitzen.
Paare denen bisher wenig gemeinsame Zeit zur Verfügung stand, sind es gewöhnt, diese sinnvoll zu nutzen. Wenn Zeit plötzlich im Überfluss zur Verfügung steht, kann nicht jede Minute mit gemeinsamen Aktivitäten oder trauter Zweisamkeit gefüllt werden. Wird das dennoch versucht, entsteht oft das Gefühl, sich gegenseitig zu langweilen und des anderen überdrüssig zu sein. Oft wird es als weniger frustrierend empfunden, mit sich selbst nichts anfangen zu können, als mit dem Partner.
Deshalb sollten Sie sich immer wieder bewusst so fühlen, als wäre Sie alleine, auch wenn der andere mit Ihnen in einem Zimmer ist. Vereinbaren Sie feste Zeiten, in denen Sie sich gegenseitig ausblenden und ganz für sich sind. Mit etwas Übung gelingt das immer besser.
Achten Sie außerdem darauf, sich selbst nicht zu sehr zu langweilen, sonst kann es passieren, dass Sie das Gefühl haben, die Beziehung langweilt Sie. Entdecken Sie sich selbst neu. Menschen neigen dazu, nur Dinge auszuprobieren von denen sie denken, dass diese ihnen viel Spaß machen. Probieren Sie auch Sachen aus, von denen Sie sich nicht sehr viel erwarten. Das wirkt der Langeweile entgegen und vielleicht stoßen Sie ganz unerwartet auf etwas, das Sie beibehalten wollen.
Neues sollten Sie auch gemeinsam ausprobieren. Dabei geht es nicht um aufwendige Unternehmungen, für die in Corona-Zeiten oft das Geld fehlt. Gehen Sie einfach woanders spazieren (laufen, radeln) als sonst, kochen Sie ein veganes Gericht, schauen Sie sich einen Film aus einem Genre an, das eigentlich nicht Ihres ist oder versuchen Sie sich in Partner-Yoga oder Kartenlegen.
Es ist die Summe der Kleinigkeiten, die darüber entscheidet, ob Sie sich alleine und gegenseitig langweilen oder nicht. Wenn Sie das jetzt schon lernen, bleibt Ihnen das beim Renteneintritt erspart.
Alleine in den Urlaub
Meine Freundin und ich sind seit etwa einem Jahr zusammen, wohnen aber noch getrennt. Das ist für sie auch in Ordnung, sie besteht nicht darauf, mich jeden Tag zu sehen. Jetzt möchte ich mit einigen Freunden aus meinem Fußballverein für eine Woche nach Mallorca fliegen. Sie möchte das nicht und würde es mir am liebsten verbieten. Sie hat sogar schon gedroht, die Beziehung deswegen zu beenden, weil sie der Meinung ist, ich setze falsche Prioritäten.
Markus M. (32)
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Es gibt keine allgemeingültige Antwort auf die Frage, ob man in einer Beziehung alleine in den Urlaub fahren darf oder nicht. Einige Paare sind noch nie ohne den anderen verreist und trotzdem zufrieden.
Generell lässt sich aber schon sagen, dass eine gute Beziehung aus der richtigen Dosis von Nähe und Distanz lebt. Wenn man ausschließlich auf den anderen fixiert ist, kann es passieren, dass man sich irgendwann nichts mehr zu sagen hat und sich gegenseitig langweilt. Auch das Gefühl den anderen zu vermissen und sich aufeinander zu freuen, lernt man nur kennen, wenn man nicht jede freie Sekund zusammen verbringt. Ob man ohne den Partner nur für ein paar Stunden Freunde trifft oder alleine in den Urlaub fährt, muss jedes Paar für sich ausmachen. Wenn die Bedürfnisse zu weit auseinander liegen, wird es sehr schwer, einen Kompromiss zu finden.
Es wäre interessant zu wissen, was Ihre Freundin gegen diesen Urlaub hat. Denkt Sie, Sie würden sie dort betrügen? Wer das unbedingt möchte, hat auch zu Hause dazu die Gelegenheit. Oder fühlt sie sich einfach nur ungeliebt oder unwichtig, wenn sie mit anderen Menschen über mehrere Tage hinweg eine schöne Zeit verbringen? Versuchen Sie mit ihr darüber in Ruhe zu reden und ihre Ängste zu verstehen. Vielleicht fällt es ihr leichter, Sie gehen zu lassen, wenn Sie beide gleich damit anfangen, als nächstes einen gemeinsamen Urlaub zu planen. Wenn Ihre Partnerin gar nicht einsichtig ist, müssen Sie sich überlegen was Ihnen wichtig ist. Wenn Sie es sich nicht vorstellen können, auf das alleine Reisen zu verzichten, müssen Sie sich durchsetzen, sonst werden Sie in dieser Beziehung nicht glücklich werden. Wenn es Ihnen aber nicht wirklich viel bedeutet ist es natürlich in Ordnung, Ihrer Partnerin zu Liebe auf diesen Alleingang verzichten. Entweder ganz oder Sie finden eine Alternative dazu, wie ein ein Solo ‑Wochenende, statt einer ganzen Woche, oder eine Reise mit einem befreundeten Paar bei der die Männer auch mal unter sich sein können.
Ich liebe Dich
Ich bin seit fast 2 Jahren mit meinem Freund zusammen. Eigentlich verstehen wir uns gut, aber er sagt mir nie, dass er mich liebt. Ich muss das nicht ständig hören und ich merke ja auch, dass ich ihm wichtig bin, trotzdem hab ich ein echtes Problem damit, diese 3 Worte nie gesagt zu bekommen. Inzwischen streiten wir regelmäßig deswegen und er behauptet, dass er es unter Druck sowieso nicht sagen kann. Das stimmt so nicht ganz, denn vorher kam auch nichts.
Lara T. (29)
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Es ist nachvollziehbar, dass Sie diese magischen drei Worten gerne hören würden, wenigstens hin und wieder. Da ihr Partner diese aber in der Vergangenheit nicht mal ohne Druck ausgesprochen hat, wird er es in dieser verzwickten Situation erst Recht nicht können. Und falls doch, müsste er sich dann wahrscheinlich anhören, dass er das nur sagt, weil sie es von ihm verlangen.
Vielleicht kann ihr Freund einfach nicht nachvollziehen, wie wichtig dieser verbale Liebesbeweis für sie ist, weil er selbst eine andere „Liebessprache“ spricht. Mehr dazu finden Sie in meinem Buch im fünften Schritt. Im Rahmen meiner kostenlosen Onlineberatung würde ich ihnen ein spielerisches Lösen Ihres Problems vorschlagen.
Sie fühlen sich dadurch geliebt, dass ihr Partner Ihnen das sagt. Eigentlich ist es eine Kleinigkeit, die weder Zeit noch Geld kostet. Ihr Partner soll sich ebenfalls etwas überlegen, das Sie leicht umsetzen können und wodurch er sich geliebt fühlt. Das kann zum Beispiel eine Whatsapp-Nachricht mit dem Text „Ich freu mich auf dich!“ oder das Mitbringen seines Lieblingsjoghurts aus dem Supermarkt oder das gelegentliche Wegräumen seiner Kaffeetasse sein. Wenn Ihr Partner etwas in der Art gefunden hat, einigen Sie sich beide darauf, dass Sie sich gegenseitig zweimal in der Woche diesen Liebesbeweis erbringen. Damit es zu keinen Missverständnissen kommt, notieren Sie sich bitte im Kalender, wann es dazu kam. Wer seine Zweimal nicht abarbeitet, muss dem anderen dafür 20 Minuten den Rücken massieren oder ihn zum Essen einladen.
Jetzt werden Sie erst mal entsetzt sein und denken, dass Sie auf ein „Ich-Liebe-Dich“ unter diesen erzwungenen Umständen absolut keinen Wert legen. Zugegeben, am Anfang wird es sich für Sie beide tatsächlich komisch und unnatürlich anfühlen. Da müssen Sie leider erstmal durch. Oft hilft es, die Situation zu entschärfen, wenn Sie gemeinsam darüber lachen können. Mit der Zeit wird das Erbringen Ihrer Liebesbeweise immer selbstverständlicher werden. Dann können Sie sich auch darauf einigen, diese nur noch einmal wöchentlich oder zweimal im Monat zum Einsatz zu bringen und dafür noch andere nette kleine Gesten und Taten einfließen lassen. Damit Sie gegenseitig nicht dem Freude daran verlieren, dem anderen eine Freude zu machen, ist es wichtig, dass Sie den anderen wissen lassen, dass Sie seine Bemühungen zur Kenntnis genommen haben. So fällt es Ihnen leichter, Ihre neu gewonnenen Verhaltensweisen dauerhaft beizubehalten.
Das liebe Geld
Mein Mann und ich hatten immer getrennte Konten, verdienten in etwa gleich viel und stritten uns nie ums Geld. Seit wir zwei Kinder haben, arbeite ich nur noch halbtags. Das bringt es mit sich, dass wir über weniger Geld verfügen und somit auch weniger ausgeben sollten. Mein Mann sieht das anders. Er gönnt sich nach wie vor jeden Schnickschnack und ist nicht bereit sich einzuschränken. Das bedeutet, dass wir Rechnungen oft erst nach der 2. Mahnung bezahlen können. Deswegen geraten wir immer wieder aneinander.
Marion S. (41)
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In vielen Beziehungen gibt es Streit ums Geld, weil es dazu zwei sehr gegensätzliche Positionen gibt, nämlich so viel wie möglich sparen und so viel wie möglich ausgeben. Haben beide dazu dieselbe Einstellung, gibt es im ersten Fall wenig Schwierigkeiten, im zweiten Fall muss man aufpassen, dass nicht irgendwann der Gerichtsvollzieher vor der Türe steht oder, dass man in einem Notfall auf keinen Notgroschen zurückgreifen kann.
Bei Ihnen und Ihrem Mann scheint es vor den Kinder ja ganz gut geklappt zu haben. Jetzt möchte Ihr Partner wie vorher weitermachen, was nicht klug ist, wenn Ihnen deswegen regelmäßig Mahnungen ins Haus flattern. Vielleicht stecken bei Ihrem Mann andere Dinge hinter seiner Weigerung, vernünftiger mit Geld umzugehen. Es kann sein, dass er die Verantwortung, die er als Vater übernehmen muss, ihn so viel Vernunft kostet, dass er wenigstens in einem Punkt unvernünftig sein möchte. Ein anderer Grund könnte sein, dass Ihr Mann sich in einer Midlife-Krise befindet oder darauf zusteuert. Diese sorgt manchmal dafür, dass man irrational handelt, zumindest in bestimmten Bereichen. Das sind aber alles Spekulationen, die nicht auf Ihren Fall zutreffen müssen.
Haben Sie und Ihr Mann gemeinsam beschlossen, dass Sie wegen der Kinder „nur noch“ halbtags arbeiten gehen oder fühlt er sich in diesem Punkt übergangen? Auch das kann zu Meinungsverschiedenheiten im Umgang mit Geld führen.
Ich kann Ihnen hier nur eine pauschale Lösung vorschlagen, die sich in vielen Beziehungen gut bewährt hat. Jeder sollte sein eigenes Konto behalten, aber zusätzlich sollten Sie ein gemeinsames anlegen. Auf dem persönlichen Konto sollte für jeden der gleiche Betrag als „Taschengeld“ bleiben. Für was man es ausgibt, ist die Entscheidung jedes einzelnen, der andere muss nicht zustimmen, auch wenn er die Anschaffung für absolut überflüssig hält. Die Höhe dieses Taschengelds richtet sich nach ihren monatlichen Ausgaben und einem festen Betrag, den sie monatlich sparen. Diese Summe kommt auf ihr Gemeinschaftskonto. Es wäre schön, wenn Sie und Ihr Mann sich darauf einigen könnten.